MTB-Engelcup 2007

Mountain-Bike Marathon
Engel-Cup
21. Okt. 2007


Am Rande der Schwäbischen-Alb in Daugendorf findet dieser anspruchsvolle Mountain-Bike Marathon statt.
 


Rennbericht:

Das war aus meiner Sicht mit Abstand das härteste Rennen für Mensch und Material. Über Nacht hat es ein wenig geschneit, sodass die Wiesen leicht mit Schnee bedeckt waren. Noch beim Frühstück, als ich laufend aus dem Fenster nach dem Wetter sah, schneite es vor sich hin. Mein Eindruck war, dass der Schneefall immer heftiger wurde, je mehr es an den Starttermin ging.

Nichtsdestotrotz habe ich mich komplett umgezogen und hergerichtet und bin in Richtung Daugendorf gefahren. Im Startgelände waren zu diesem Zeitpunkt doch schon etliche Teilnehmer versammelt, sodass es nicht nach einer Verschiebung der Veranstaltung oder warten auf Wetterbesserung aussah. Ungefähr 30 Minuten vor dem Start habe ich mich bereits in Position gebracht und wartete bei leichtem Schneefall bis es endlich losging.

Die ersten 15-20 Fahrminuten ging noch alles reibungslos. An die Kälte habe ich mich bereits gewöhnt, der Dreck der einem um die Ohren flog darf nicht stören. Der Abschnitt über die Feldwege der Grüninger Flure aber veränderte alles schlagartig. Der Kiesel und Sand klebte regelrecht an den Reifen und fetzte nicht nur von vorne und von hinten, schlimmer war der Dreck im Getriebe. Plötzlich riss die Kette wieder mal durch, dann ging's wieder. Der Gangwechsel am Hinterrad war ein Glücksspiel, die tags zuvor exakt eingestellte Schaltung war erledigt. Mittlerweile glaubte ich eher an's Aufgeben als an's Weiterfahren, weil überhaupt nicht's mehr ging. Auch der Abstand zu Michael ist leicht aber stetig größer geworden. Am Grillplatz angekommen, war die Zwischenzeit für die Verhältnisse recht gut und bin erst mal weitergefahren.

Über den nächsten Abschnitt bis zur Weißer-Steige bin ich mehr oder weniger alleine unterwegs gewesen. An die Probleme mit der Schaltung habe ich mich gewöhnt und es ging dann schon wieder. Das ich aber vor dem langen Anstieg der Weißer-Steige mal die Schaltung an der Kurbel überprüfen sollte, habe ich nicht bedacht. Als ich vom mittleren zum kleinen Blatt umschalten wollte, ging leider nicht's. Der Umwerfer war derart mit Dreck zugeklebt, dass die Kette nicht wechselte. Nachdem ich absolut nicht stehen bleiben wollte, bin ich den Anstieg vorne mit dem mittleren Blatt und hinten mit dem Größten hochgefahren. Das war natürlich sehr ungewohnt, weil ich sonst so nicht fahre. Es ging aber doch recht gut vorwärts und die Zeit am Ende der Steigung war immer noch sehr gut im Vergleich zu den bisher gefahrenen Trainingszeiten.

Nach dem kurzen Erholungsabschnitt über schneebedeckte Wege ging es dann zum Wadenbeisser. Das mir nicht dasselbe passiert wie kurz zuvor am Beginn der Weißer-Steige, habe ich während der Fahrt mit dem Finger am Umwerfer den Dreck rausgekratzt, sodass die Kette wieder auf's kleine Blatt runterwechselte. Es wäre für mich nicht möglich, den Wadenbeisser mit einer Steigung von 24% mit dem mittleren Blatt zu fahren. Glücklicherweise habe ich den Dreck soweit entfernen können, dass der Umwerfer wieder funktionierte. Am Fuß des Wadenbeisser's angekommen, ging's richtig los. Die Steigung war sehr schwer zu fahren, da doch recht viel nasser, rutschiger Dreck auf dem Weg lag. Desöfteren ging das Hinterrad durch, zum Glück aber nur jeweils um eine halbe Kurbelumdrehung. Wäre man hier mit beiden Pedalen durchgedreht, hätte man wohl oder übel absteigen und bis nach oben schieben müssen. Ein Anfahren in der Steigung ist kaum möglich. Mit viel Kraftaufwand habe ich es bis oben geschafft und war erst mal erleichtert. An diesem Abschnitt waren auch die meisten Zuschauer anwesend und haben wirklich jeden angefeuert, das motiviert auch noch ein bisschen.

Kurz nach dem steilen Anstieg stand am Rand des Weges ein Zuschauer, der die Zahlen 62 und 63 zurufte. Erst konnte ich damit nichts anfangen, dann dachte ich mir aber, das könnten die momentanen Plazierungen sein. Die 62 habe ich kurz danach überholt und war doch sehr überrascht, im Klassement so weit vorne zu sein. Das spornte mich jetzt richtig an und gab weiter Gas. Die lange Abfahrt Richtung Zwiefalten war eine schöne Erholungsphase.

Spannend wurde jedoch die Abfahrt über den Brauereihang nach Zwiefalten hinunter. Ich dachte mir schon die ganze Zeit, wie der wohl zu fahren ist, weil er zum einen sehr steil und zweitens rutschig ist, auch ohne Regen oder Schnee. Zu meiner Überraschung ging's aber ganz gut und bin ohne Sturz unten angekommen. Die Zeit am Brückle in Zwiefalten war immer noch gut, etwa so wie letztes Jahr bei trockenem und warmem Wetter.

Als kurze Erholungsphase ging's entlang der Ache zur Radlerherberge. Der untere zwar asphaltierte Anstieg ist in etwa mit dem Wadenbeisser zu vergleichen. Leider habe ich es vorher versäumt, meinen Umwerfer erneut von Sand und Dreck zu befreien. Als ich vorne die Kette vom mittleren auf's kleine Blatt wechseln wollte, ging erst mal wieder nicht's. Mit Müh und Not, ohne Absteigen oder Stehenbleiben, hab ich es aber irgendwie doch geschafft die Kette auf's kleine Blatt zu bringen. Der Rhythmus war natürlich erst mal weg. Ich kämpfte mich dann hoch bis zur Waldeinfahrt. Dort nach einem kurzen ebenen Abschnitt kommt der mir gut bekannte Bereich durch den Wald. Auch die bekannte Schlüsselstelle meisterte ich optimal, obwohl genau vor mir einer vom Rad stieg und mitten im Weg weiterlief. Nach einem kurzen Zuruf ging er auf die Seite und ich konnte in dem Abschnitt noch den einen und anderen überholen. Von Michael war mittlerweile nichts mehr zu sehen. Der erste giftige Teil war geschafft und nun kam aber noch der Single-Trail. Dieser Abschnitt war diesmal auch nicht leicht zu fahren, da recht viel Laub in der Spur lag und alles auch sehr rutschig war. Nachdem hier niemand mehr vor mir war, hatte ich von dem her erst mal freie Bahn. Auch hier bin ich noch an 2 Bikern vorbeigefahren, die ihr Rad geschoben haben. Die Zeit am Ende des Single-Trails war immer noch absolut in Ordnung und jetzt gab ich so richtig Gas.

Nach dem Trail geht eine kurze Abfahrt durch den Wald hinab, ehe es dann schon wieder nach oben am Funkmast vorbei geht. Plötzlich sah ich dann dort eine kleine Biker-Gruppe. Die roten Wadel'n von Michael sind mir gleich aufgefallen und dachte mir, jetzt bist du wieder dabei. Nach dem langen Bergaufstück nach dem Funkmast war ich direkt an seinem Hinterrad geklebt. Bei der folgenden Bergabpassage wurde der Abstand allerdings wieder größer, jedoch bei der letzten Steigung vor der langen Abfahrt auf der Teerstrasse wieder kleiner bzw. Null. Gerade beim letzten Anstieg merkte ich plötzlich, dass sich in beiden Oberschenkeln ein Muskelkrampf ankündigte. Durch kurze Streckübungen der Beine habe ich die Sache aber noch gut in den Griff bekommen, dann war zum Glück das Ende des Anstieg's erreicht und es ging fast nur noch bergab. Jetzt durfte ich nicht wieder den Fehler machen und die lange Abfahrt mit angezogener Handbremse fahren, sondern es einfach laufen lassen. Dies war natürlich nicht ungefährlich, da die Strasse erstens nass und zweitens vorallem auch schmierig war. Es ging zum Glück auch hier alles gut und es folgte nur noch die lange Abfahrt bis zur Unterführung B312.

Bei der Spitzkehre hatte Michael einen kleinen Ausrutscher und lag am Boden. Er konnte aber gleich weiterfahren und hatte mich bei der kurzen Abfahrt über die Wiese aber auch schon wieder überholt. Ich hatte aber noch lange nicht nachgegeben und kurz vor dem Ziel auf der Ebene schloss ich auf die Dreiergruppe auf. Nachdem es diesmal eine andere Zieleinfahrt gab, war die Zielgerade somit wesentlich länger wie sonst. Kurz nach der letzten Kurve auf die Dorfstrasse eingebogen, mobilisierte ich noch die letzten Reserven und konnte in einem spannenden Zielsprint an allen 3 "Konkurrenten" vorbeiziehen und fuhr als 59. mit einer Zeit von 2:12:59 (genau eine Sekunde langsamer als letztes Jahr, jedoch mit etwas längerer Zieleinfahrt) durch's Ziel. That's racing.

Mit meiner Leistung war ich unter den Bedingungen absolut zufrieden. Dies war sicher auch darauf zurückzuführen, dass wir im Sommer einige Kilometer mehr trainiert haben wie sonst. Das war der Lohn für die viele Arbeit...

 

Ergebnisliste: www.engelcup.de